Tag 53: Der Oppositionelle – Hinter den Kulissen (Teil 2)

In einem zweiten Treffen erzählte mir Yamen von den Anfängen der Revolution in Syrien und wie er es aus seiner Sicht erlebt hat. Seine Rolle als Korrespondent eines regimenahen Senders und seine Zugehörigkeit zu der Minderheit der Alawiten ermöglichte ihm dabei einen ungewöhnlichen Einblick in die damaligen Geschehnisse und den ersten großen Demontrationen.

(Den ersten Teil seiner Geschichte kann man hier nachlesen)

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Vor der Revolution in Tunesien, traf ich mich in regelmäßigen Abständen mit einer Gruppe von Freunden. Wir setzten uns in ein Kaffee, unterhielten uns über Kulturelles, wie Musik und Theater, und tranken dabei Mate-Tee. Mate-Tee ist in Syrien ein sehr beliebtes Getränk. Es wird warm und mit einem speziellen Strohhalm getrunken. Auch wenn wir uns gut kannten, so blieben während dieser Treffen politische Themen außen vor. Die Angst vor Spitzeln und auch erzwungenem Verrat war zu groß. Überhaupt war diese Vorsicht in Syrien damals nichts Außergewöhnliches. Es gehörte einfach zu unserem Leben dazu.

Dann mit Beginn der tunesischen Revolution, änderte sich vieles und auch in unserem Kreis wurde plötzlich über Politik gesprochen. Schnell fingen wir an, uns zu fragen, wie weit es dort gehen würde. Unsere Gruppe bestand aus Alawiten, Ismaeliten, sunnitischen Beduinen und einem Christen. Politisch waren wir alle eher Links positioniert und alle hofften wir auf Veränderung in der Gesellschaft und im politischen System.

Die Angst

Im Allgemeinen war die Begeisterung für die Revolution anfangs groß und dies selbst unter Alawiten und Ismaeliten. Als die Proteste in Syrien begannen, nahmen sogar viele an Demonstrationen, in denen es um Freiheit und um mehr soziale Gerechtigkeit ging, teil. Doch das Regime wusste, wie es diese Begeisterung unter den Minderheiten zügeln konnte. So wurden gezielt Fahrzeuge mit bewaffneten Männern in alawitische Viertel geschickt. Dort gaben sie willkürlich Schüsse ab, meist nur in den Himmel. Es gab nie Tote und auch nur selten Verletzte, denn denn es ging zunächst nur darum, den Menschen Angst einzujagen. Befeuert wurde diese Angst weiter durch inszenierte Festnahmen von angeblichen Terroristen. Die Identität der Festgenommenen blieb immer geheim. Sie verschwanden auch immer schnell und man hat nie deren Gesichter gesehen, geschweige denn, dass sie vor Gericht gestellt wurden. Als Mitarbeiter von Addounia TV bat ich darum Interviews mit den gefangenen Terroristen führen zu dürfen, dies wurde mir jedoch immer verwehrt. Und es geschah nicht, um deren Rechte zu schützen. Das wäre vielleicht in Deutschland so gewesen. Nicht aber in Syrien, dort hätte man jeden echten Terroristen vorgeführt. Es steckte mehr dahinter und bald wurde vielen klar, dass alles eine große Inszenierung der Geheimdienste war. Ziel war es unter den Alawiten und anderen Minderheiten Angst zu verbreiten. Es hieß dann, es wären Islamisten, die den Djihad gegen diese Minderheiten ausgerufen hätten. Außerdem verbreitete das Regime über alle medialen Kanäle die eigene Propaganda, in der es hieß, dass eine globale Verschwörung gegen Syrien im Gange wäre.

Ich weiß dies, da ich zu dieser Zeit Angestellter bei Addounia TV war. Dieser Sender gehörte Sleiman Maarouf und Mhamad Hamchou, beide standen Bashar Al-Assad sehr nahe und galten als dessen Geldwäscher. Hinweise dazu gab es sogar in den Panama Papers. Wegen dieser und anderer Anschuldigungen wurde der Sender später verboten und vom Satelliten Nilesat verbannt. Daraufhin änderte der Sender seinen Namen in Sama TV und sendete einfach weiter. Und während staatliche Sender den Anschein bewahren mussten, unvoreingenommen zu sein, hetzten die Privaten ungezügelt und verbreiteten die einseitige Propaganda des Regimes.

Auch wenn hohe Vertreter des Regimes schon immer ein Tabu waren, so konnten wir bis dahin wenigstens auf kleinere soziale Missstände aufmerksam machen und auch unbedeutende Politiker kritisieren. Damit war nun auf einmal Schluss. Wir wurden angewiesen nur noch Positives zu berichten.

Die erste große Demonstration

Am 25. März 2011 kam es zur ersten großen Demo in Homs. Mehrere meiner Freunde nahmen daran teil. Die Demo fand auf dem wichtigsten Platz in Homs statt, auf dem „Platz der neuen Uhr“. Es nahmen geschätzt 3000 Menschen dran teil. Ich war auch dort jedoch nicht unter den Demonstranten, sondern als Pressevertreter für meinen Sender. Ich war also auf der anderen Seite der Barrikaden, die durch die Sicherheitskräfte errichtet wurden und konnte von dort aus den ganzen Platz überblicken. Auf diese Weise konnte ich auch den Verlauf der Ereignisse verfolgen.

Anfangs verlief die Demonstration ruhig, es wurden Schilder hochgehalten und die Masse rief Parolen. In den extremsten Forderungen ging es darum, den Bürgermeister abzusetzen. Es waren hauptsächlich Studenten anwesend. Die Sicherheitskräfte hatten an allen Ausgängen des Platzes Barrikaden errichtet und ließen niemanden mehr passieren. Unterstützt wurden sie von Studenten der nationalen Vereinigung der Studenten Syriens, einer regimetreuen Vereinigung der Baath Partei. Diese waren mit Stöcken bewaffnet und stellten sich zu den Sicherheitskräften. Sie schlugen auf die Demonstranten ein und versuchten, diese einzeln aus der Menschenmenge zu zerren, um sie dann verhaften zu lassen. Es war von Anfang an offensichtlich, dass die Motivation dieser Studenten der Baath Vereinigung gering war und im Verlauf der Demo weiter nachließ. Schließlich kannten sich viele aus der Universität und sowohl Demonstranten als auch Studenten der Vereinigung waren gemischt und gehörten den unterschiedlichsten Konfessionen an.

Die Polizisten, die auf meiner Seite der Barrikaden standen versuchten es daraufhin mit Reizgasgeschossen. Durch Zufall drehte sich jedoch der Wind und trug den ganzen brennenden Rauch in unsere Richtung zurück.

Als auch dies fehlschlug und nicht zur Auflösung der Menschenansammlung führte, wurden Anwohner aus nahegelegenen alawitischen Vierteln herbeigerufen. Man konnte es an den Bussen erkennen, mit denen sie vorgefahren sind. Viele kannte ich auch persönlich. Dass alawitische Zivilisten für solche Drecksarbeit missbraucht wurden, war auch nichts Überraschendes, denn das Regime hat schon Wochen zuvor begonnen, Gegendemonstrationen zu organisieren. So wurden Sicherheitskräfte nicht nur in Rufbereitschaft versetzt, sondern zusätzlich angewiesen die eigenen Angehörigen für Gegendemonstrationen zu sensibilisieren. Es war also einfach, sehr schnell und unkompliziert eine größere Menge zu mobilisieren.

Diesmal ging es rabiater zur Sache und die alawitischen Zivilisten schlugen auf die Demonstranten ein und schafften es diese in Aufruhr zu versetzten. Die Menschen versuchten zu flüchten und entkamen über den einzigen Ausweg, den die Sicherheitskräfte offenließen.

Dieser führte in eine Straße, in der der Club der Offiziere lag. Dabei handelt es sich um ein großes Gebäude, in dem sich Offiziere und dekorierte Mitglieder der Armee erholen konnten. Zur Verfügung standen Sportgeräte, Schwimmbad und Festsaal. An diesem Tag wurde dieses Gebäude nur schwach bewacht, was zu dieser Zeit in Syrien sehr ungewöhnlich war. Vor dem Gebäude sammelten sich die Demonstranten erneut und leisteten den Verfolgern Widerstand. An dem Gebäude hing ein überlebensgroßes Konterfei von Hafiz Al-Assad und von Bashar Al-Assad, seinem Sohn, den aktuellen Präsidenten. Ein junger Mann kletterte die Fassade hoch und trat mit seinem Fuß in das Konterfei des Präsidenten und zerstörte es. Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich so etwas sah. Es war wahrscheinlich das erste Mal für alle Anwesenden. Für die einen ein Affront für die anderen eine unvergleichbare und mutige Heldentat. Unter den Demonstranten brach Jubel aus und es kam zum ersten Mal zu den Rufen „Das Volk will den Sturz des Regimes“.

Plötzlich fingen die wenigen, im Club der Offiziere anwesenden Sicherheitskräfte an, mit scharfer Munition zu schießen. Fünf Menschen wurden tödlich getroffen. Einige Demonstranten stürmten daraufhin das Gebäude. Es flogen Steine und Wächter wurden tödlich getroffen. Die Lage eskalierte immer weiter. Die Demonstranten warfen Steine, zündeten Autos der Sicherheitskräfte an und die Polizei schoss mit Reizgas zurück.

Am Abend nach der Demo wurden wir Pressevertreter zu einem Treffen mit der Staatssicherheit geladen. Dort zeigten sie uns Videos aus der Demo, die allesamt beweisen sollten, dass die Demonstranten Randalierer sind. Die Videos wurden sowohl von außen als auch mitten aus der Demo aufgenommen, ein Hinweis auf V-Männer unter den Demonstranten. Von wem die Gewalt ausging, war auf den Videos jedoch nicht ersichtlich.

Lauffeuer

Wie ein Lauffeuer erreichte die Nachricht der Gefallenen die verschiedenen Wohnviertel. Dort gingen die Menschen spontan auf die Straße, um gegen die Gewalt der Sicherheitskräfte zu protestieren. Es kam zu Protesten in den Vierteln Bab-Sbaa (mehrheitlich Christen und Sunniten), in Deir Baalba (mehrheitlich sunnitische Beduinen), in El-Bayadha und Khalidia (hauptsächlich Sunniten). In diese Viertel trauten sich die Sicherheitskräfte nachts nicht rein, da die Straßen dort eng und verwinkelt sind.

In den darauffolgenden Wochen eskalierte die Situation immer weiter. Überall gab es kleine Demonstrationen und die Sicherheitskräfte setzten immer häufiger auf Gewalt und auf scharfe Munition. Je länger die Proteste dauerten, desto tiefer drangen sie außerdem in die Wohnviertel ein, worauf die Demos in die Nacht verlegt wurden, um im Schutz der Dunkelheit zu protestieren. Nach einigen Wochen entsendete das Regime schließlich das Militär und wir sahen zum ersten Mal gepanzerte Fahrzeuge und Kriegsgerät mitten in der Stadt. Die Demos, die nun zwischen ein Uhr und fünf Uhr in der Früh stattfanden, waren jedoch keine klassischen Demos. Die Menschen gingen auf die Dächer und Balkons und schlugen mit Löffeln auf Kochtöpfe und Metallschüsseln, um einen ohrenbetäubenden Lärm zu erzeugen. Dabei riefen sie Parolen gegen das Regime: „Verflucht sei deine Seele oh Hafiz“ und „Es falle, es falle das Regime“, um nur einige zu nennen. Ganze Viertel erbebten unter diesem Protest und das Militär schoss in die Luft und nicht selten direkt auf die Gebäude und Balkons. Manchmal wurde dem Viertel auch einfach der Strom abgestellt und alles versank in Dunkelheit. Es ging darum den Menschen Angst zu machen.

Die Beerdigung

Am 18. April kam es zu der Beerdigung von sieben Demonstranten, die während dieser Unruhen gefallen sind. Der Trauerzug bestand aus mehreren Tausend jungen Männern. Die Stimmung war geladen. Die Toten wurden zunächst für das Totengebet in der Moschee aufgebahrt und von dort zum Friedhof gebracht. In der Nähe des Friedhofs wurde der Trauerzug von Schlägertruppen des Regimes zunächst bedrängt und dann angegriffen. Dass selbst ein Trauerzug nicht unbehelligt blieb, ließ die bereits geladene Stimmung weiter aufkochen. Anschließend an die Beerdigung entschloss sich deshalb ein Teil der Anwesenden einen Dauerprotest auf dem zentralen Hauptplatz der Stadt Homs zu einzurichten.

Damals hatte ich mit ein paar Freunden eine säkulare Gruppe gegründet. Aus dieser Gruppe heraus wurde versucht einen entsprechenden Diskurs während der Proteste zu etablieren. Das Ziel war es, das Ausspielen der konfessionellen Gemeinschaften zu verhindern und einen rein revolutionären Diskurs zu etablieren. Es wurde ein Zelt errichtet, das Zelt der nationalen Einheit genannt wurde, und es kamen unterschiedliche Redner zu Worte: Sunniten, Schiiten, Alawiten und Christen. Es war wichtig Einheit zu zeigen und das sollte sich in den skandierten Parolen widerspiegeln: „Einig, einig, einig, das syrische Volk ist einig“ und „Nationale Einheit“, um nur einige zu nennen. Unter den Demonstranten wurden Aufgaben verteilt. So kümmerten sich einige um das Essen, während andere den anfallenden Müll wegräumten. Und da die Sicherheitskräfte anfangs nicht einschritten, wurde die Menschenmenge schnell größer. Es kamen Menschen aus den umliegenden Vierteln dazu. Und im Laufe des Nachmittags reisten sogar einige aus anderen Städten, wie Hama und Damaskus an. Dort war das Demonstrieren verboten, weshalb diese Demo eine willkommene Gelegenheit darstellte.

Ich war noch immer Korrespondent bei Addounia TV und an diesem Tag beim Gouverneur, wo wir Medienvertreter über die Situation informiert wurden. Da alle akkreditierten Sender dem Regime nahestanden, vertraute man uns viel an und es wurde offen über die Bewegungen der Sicherheitskräfte geredet. Ich gab diese Informationen an meine Freunde, die an der Demo teilnahmen, weiter und konnte sie so vorwarnen.

Der Protest ging bis spät in die Nacht. Ca. 800 meist junge Männer entschieden sich auf dem Platz zu übernachten und ignorierten dabei die Warnungen der Sicherheitskräfte. Gegen zwei Uhr morgens dann eröffnete das Militär das Feuer. Ich war zu dieser Zeit wieder zu Hause, mehrere Kilometer entfernt und doch hörte ich den Lärm des massiven Beschusses. In dieser Nacht gab es viele Tote, wie viele es genau waren, wusste jedoch niemand genau, da nicht wenige der Anwesenden extra angereist waren. Die Sicherheitskräfte verbreiteten die Information, dass es um die 200 Tote gab und dass die Körper mit Baggern weggeschafft wurden. Es war keine offizielle Information und doch sollte jeder wissen, dass das Regime bereit ist bis zum Äußersten zu gehen. Der Protest war damit aufgelöst.

Monate später, nach genaueren Recherchen und Nachforschungen durch Aktivisten, stellte sich heraus, dass in dieser Nacht nur ca. 20 Menschen gestorben sind. Doch das Regime hatte sein Ziel bereits erreicht: Angst zu verbreiten und vor weiteren Protesten zu warnen.

Propaganda

Noch in derselben Nacht, kurz nach dem Massaker ertönten aus mehreren Moscheen Appelle zum Djihad. Es war klar, dass dieser Appell gegen die Alawiten gerichtet war und dies löste große Angst aus. Verwirrend war jedoch, dass nur Moscheen in unmittelbarer Nähe zu alawitischen Vierteln damit ertönten. In den sunnitischen Vierteln war nichts davon zu hören. Später stellte sich noch dazu heraus, dass diese Moscheen durch Polizeikräfte besetzt waren. Es wurde schnell klar, dass dies auch wieder ein Trick des Regimes war, um Angst unter die Minderheiten zu sähen und diese somit an sich zu binden oder zumindest die Solidarität mit den Protesten zu schwächen. Ich habe in den Wochen darauf auch von mehreren Polizisten gehört, wie sie sich darüber lustig machten.

Am nächsten Tag erhielt ich den Auftrag einen Fernsehbeitrag zu drehen. Ich sollte Stimmen sammeln von Bürgern, die verlangten, dass das Militär dauerhaft in der Stadt stationiert wird. Natürlich wusste ich an wen ich mich wenden musste und wie ich die Leute dazu brachte genau diese Forderungen auszusprechen. Trafen wir auf einen Alawiten, vertrat er meist von sich aus die geforderte Meinung. Trafen wir auf einen Sunniten, traute sich dieser meistens nicht zu widersprechen. Man muss wissen, dass wir immer von Polizisten begleitet wurden und die Menschen Angst hatten festgenommen zu werden. Einmal beschimpfte uns eine junge Frau als Lügner und Lautsprecher des Regimes. Die Polizisten wollten sie festnehmen. Ich bat sie davon abzusehen, worauf sie nach längerem Hin und Her wieder gehen durfte.

Natürlich spielte ich immer wieder mit dem Gedanken zu kündigen. Schließlich produzierte ich Propaganda für ein System, das mich anwiderte. Ich konnte jedoch zu dieser Zeit nicht kündigen, da ich sonst sofort unter Verdacht geraten wäre. Außerdem hatte ich nichts, wo ich unterkommen konnte. Ich wusste auch, dass wenn ich die Arbeit nicht erledigen würde, ein anderer es tun würde. Und tröstete mich damit, dass ich so zumindest an heikle Informationen kam, die ich an Freunde weiterleiten konnte.

So saß ich einmal im Büro des Geheimdienstes der Luftwaffe, als ein Offizier mich bat ihm zu helfen, Bilder von einem Laptop auf einen anderen Rechner zu übertragen. Es handelte sich dabei um Bilder von Demonstranten, mit denen diese identifiziert werden sollten, um sie später zu verhaften. Ich nutzte für das Übertragen meinen USB-Stick und löschte die Bilder anschließend nicht. Später reichte ich die Dateien an Aktivisten weiter, die die Fotografierten warnten und somit vor Festnahmen bewahren konnten.

Außerdem sorgte ich dafür, dass die Beiträge, die ich für den Sender erstellte, widersprüchliche Informationen beinhalteten, um die Propaganda des Regimes unauffällig ins Absurde zu führen. Ich lehnte immer öfter Aufträge ab oder meldete mich krank.

Aktivismus

Zur gleichen Zeit gründeten wir die Bewegung „Nabdh“, auf Deutsch Puls. Ziel war es, den Puls der Proteste zu erfassen und diese im Sinne der Revolution zu beeinflussen. Die Gruppe bestand aus 15 bis 30 Mitgliedern, meist junge Beeinflusser und Aktivisten. Wir versuchten Brücken zwischen den verschiedenen aktiven revolutionären Gruppierungen zu bauen, um deren Positionen anzunähern. Es wurden Gespräche und Treffen mit Vertretern der verschiedenen Konfessionen organisiert, mit Sprechern der Wohnviertel und mit Anhängern des politischen Islams. Außerdem starteten wir unterschiedlichste Aktionen, um Aufmerksamkeit zu erregen und um das Regime zu verunsichern. Einmal wurden im Viertel der Muhajirin in Damaskus tausende Pingpong Bälle mit Aufschriften verschüttet. Die Polizei sammelte diese anschließend wieder ein. Ein anderes Mal verteilten wir als Christen und Alawiten in sunnitischen Vierteln Rosen, um drauf hinzuweisen, dass es auch solche gibt, die die Revolution stützen und sich gegen die Diktatur stellten. Diese Aktionen konnten wir jedoch nicht in den alawitischen Vierteln durchführen, da die Polizeipräsenz dort viel zu hoch war.

Im Juni 2011 fuhr ich nach Damaskus, um meine Freundin zu besuchen. Was anfangs nur als kurzer Besuch geplant war, sollte mein bisheriges Leben auf den Kopf stellen und mich zum Gehetzten werden lassen.

Im dritten und letzten Teil dieser Erzählung, berichtet Yamen von seiner Verbannung aus Homs, seiner Zeit als Aktivist in Damaskus und seiner Flucht aus Syrien.

Bei vielem, von dem was Yamen mir erzählt hat, ist es mir nicht möglich es zu überprüfen. Dennoch konnte ich online viele Videos finden, die die meisten geschilderten Ereignisse bestätigen können. Ich habe im Folgenden einige dieser Videos aus YouTube verlinkt. Ich habe sogar ein Video gefunden auf dem Yamen als Korrespondent zu sehen ist, werde es hier jedoch nicht direkt verlinken.

Ausschreitungen vor dem Club der Offiziere in Homs am 25.3.2011:

Zerstörung von Al-Assads Konterfei am 25.3.2011:

Beerdigung der gefallenen Demonstranten am 18.4.2011:

Demo am platz der neuen Uhr am 18.4.2011:

Nächtliche Demo in Deir Baalba am 23.5.2011:

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