Sonntag, der 30.05.2016
Eine Woche bevor die Unterkunft in Dornach endgültig geschlossen hat, wurden alle Bewohner in andere Unterkünfte in und um München verlegt. Und da in den fünf Monate auch Freundschaften entstanden sind, blieben einige Helfer mit Flüchtlingen in Kontakt und informierten sich über deren neue Situation.
Sehr schnell wurden aus einer Unterkunft Beschwerden laut und mich erreichten unschöne Schilderungen. Ein Helfer, der zuvor in Dornach für die afghanischen Einwohner Farsi gedolmetscht hat, schlug mir vor, gemeinsam in die Unterkunft nach Waldkraiburg in der Neissestraße zu fahren, um mit den Flüchtlingen dort zu reden.
Wir trafen uns am Ostbahnhof und fuhren gemeinsam den einstündigen Weg bis nach Waldkraiburg östlich von München. Dort angelangt gingen wir zur Unterkunft und warteten davor auf eine Gruppe Afghanen.
Security
Während wir warteten, kamen zunächst zwei dann drei Security Mitarbeiter auf uns zu und forderten uns auf, die Straße vor der Unterkunft zu verlassen.
„Aber das ist doch eine öffentliche Straße und sie können uns hier nicht einfach wegschicken.“, sagt der Farsi Dolmetscher.
„Ich habe das nicht geprüft, aber wenn ich das sage, dann ist das so.“, sagt der Security Mitarbeiter und droht dann noch damit, die Polizei zu rufen. Ich überlege kurz es drauf ankommen zu lassen, entscheide mich jedoch dagegen. Ich bin schließlich gekommen, um mit den Flüchtlingen zu sprechen. Wir gehen also Richtung Ampel. Auf dem Weg dorthin setze ich mich kurz auf eine Stufe, um meine Schnürsenkel zuzubinden.
Anwohner
Gerade als ich mich hinsetze, ruft mir eine Frau aufgebracht auf Englisch zu: „This is private property, this is private property.“
„Darf ich wenigstens meinen Schuh zubinden? Oder darf ich das auch erst auf der anderen Straßenseite machen?“, frage ich die Frau überrascht und gleichzeitig etwas verärgert.
Als sie merkt, dass ich richtig Deutsch spreche und damit anscheinend kein Flüchtling bin, beruhigt sie sich und scheint sogar etwas verlegen. Wir kommen ins Gespräch und sehr schnell fängt sie an sich zu beschweren: „Ich schlafe kaum noch. Es ist hier immer sehr laut, oft bis spät in die Nacht. Neulich hatten wir Besuch und da kam es hier zu einem größeren Polizeieinsatz. Mein Besuch ist gegangen, denn es war ihnen unheimlich.“
„Haben sie mal versucht mit jemanden darüber zu sprechen?“, fragt der Farsi-Dolmetscher.
„Ja ich habe schon öfter die Polizei gerufen, die sagen aber meistens, dass sie dazu nicht genug Kapazitäten haben und deshalb nicht mehr ausrücken. Ich habe auch mit der Regierung telefoniert und ich habe mit der Heimleitung gesprochen. Aber es hört uns niemand zu.“
„Was hat denn die Heimleitung gesagt?“, frage ich.
„Sie sagten mir, dass die Flüchtlinge sich nichts sagen lassen. Und die Sicherheitsangestellten nur unten am Eingang sind.“ Während wir redeten, kamen die Afghanen, auf die wir gewartet haben, und stellte sich zu uns. Kurz darauf, noch während wir mit der Frau redeten, kamen vier Security Mitarbeiter aus der Unterkunft, bildeten eine Reihe und gingen auf uns zu. Einer von ihnen trat vor und fragte die Frau demonstrativ: „Ist alles in Ordnung?“
Als die Frau ihm versichert, dass alles in Ordnung ist, zogen sie sich wieder zurück.
Kurz darauf verabschieden auch wir uns von der Dame und gingen mit den Afghanen und einem Somalier auf die andere Straßenseite. Wir setzten uns auf ein paar Bänke und sprachen über ihre aktuelle Situation.
Somalier
Der Somalier sprach arabisch, also befragte ich zunächst ihn.
„Wir bekommen hier kein Trinkwasser. Nur in der Kantine gibt es abgekochtes Wasser. Aber nur so lange die Kantine offen hat. Das ist jeweils eine Stunde zu jeder Mahlzeit.“
„Und was trinkt ihr, wenn ihr zwischendurch Durst habt?“
„Dann müssen wir uns Wasser aus dem Wasserhahn in der Toilette holen.“
„Oder kaufen.“, werfe ich ein.
„Ja, oder kaufen, aber wovon denn? Wir haben kein Geld mehr. Das letzte Mal haben wir Geld in Dornach bekommen.“
„Wieviel Geld hast du dort erhalten?“
„Das waren 208 Euro. Wir haben hier eine Essenskarte, die abgestempelt wird, verliert man diese, muss man einen Euro bezahlen, machen wir ein Glas kaputt, müssen wir zwei Euro bezahlen. Das ist nicht viel, aber wenn du kein Geld hast, dann ist es eine große Summe. Vor allem ist das Essen in der Kantine nicht ausreichend, wir haben hier meistens Hunger. Und Hygieneartikel gibt es auch nicht. Außerdem lässt man uns hier komplett im Dunkeln, wir haben keine Ahnung, wie es mit uns weitergehen wird.“
Nigerianer
Eine Nigerianerin, die ich zuvor in Dornach gesehen hatte, kam zu uns. Sie trug eine Handtasche und schob einen Kinderwagen vor sich. Ihr Sohn spielte etwas weiter weg mit einem Roller. Sie fing an zu erzählen: „Dieses Camp ist unsicher. Hier wird gestohlen, aber die Security sitzt nur unten am Eingang.“
„War es denn in Dornach anders?“, frage ich.
„Dort sind sie 24 Std. am Tag durch die Gänge gegangen und haben dafür gesorgt, dass nichts passiert. Außerdem ist der Heimleiter sehr unfreundlich. Als wir ankamen, stieg er in den Bus und erklärte die Regeln. Er sagte, Rauchen und Alkohol sind verboten und ab 22 Uhr ist Nachtruhe. Er drohte uns sogar gleich mit der Polizei und Verhaftung. Kein Wort verlor er darüber, dass wir uns an ihn wenden können, wenn wir Hilfe benötigen oder ein Problem haben. Er ist sehr unfreundlich. Das ist nicht gut.“
Eine zweite Nigerianerin kommt dazu. Sie hat auch zwei Kinder. Eins ist vier Jahre alt, das andere zwei Monate. Ich frage sie, wie sie das Camp findet.
„Hier ist es viel schlechter als in Dornach. Die Heimleitung nimmt uns nicht ernst und wimmelt uns ständig ab. Wenn wir zur Sozialarbeiterin gehen, schickt sie uns zur Heimleitung. Der sagt dann nur ‚Go away go, go‘“, sie macht ein verachtendes Zeichen um jemanden wegzuwinken und erzählt weiter: „Wir bekommen hier keine Babymilch, keine Windeln und keine Hygieneartikel. Geld um alles selbst zu kaufen haben wir auch nicht mehr. Letzten Monat habe ich in Dornach für mich und meine beiden Kinder noch 445 Euro erhalten, diesen Monat Garnichts mehr.“
Die erste Nigerianerin ergreift wieder das Wort und sagt: „Die Security Mitarbeiter sind sehr aggressiv. Immer wieder wenden sie Gewalt gegen Flüchtlinge an. Neulich wollte ich Essen für mich und meine Kinder holen. Ich hatte unsere drei Essenskarten dabei. Sie sagten mir, dass ich meine Kinder holen muss. Ich zeigte ihnen meine Registrierungspapiere, auf denen meine Kinder mit ihrem Alter registriert sind. Erst nachdem ich lange diskutiert habe, gaben sie mir das Essen dann doch.“
„Gibt es diesbezüglich denn keine Regeln?“
„Das ist ja das schlimme: wir verstehen hier nichts. Das ändert sich alles ständig.“
Afghanen
Irgendwann komm ich auch ins Gespräch mit den Afghanen. Der Farsi-sprechende Helfer, mit dem ich gekommen bin, dolmetscht für uns.
Ein Afghane sagt: „Wir fühlen uns nicht sicher. Manchmal stürmt die Security einfach in unsere Zimmer ohne einen Grund zu nennen. Sie klopfen nicht mal an.“
Ein anderer sagt: „Wir sind fünfhundert Leute und wir haben bei jeder Mahlzeit genau eine Stunde Zeit zum Essen. Wenn du länger brauchst, wirst du rausgeschmissen. Vor kurzem wollte einer das Essen für seinen Nachbarn mitnehmen, weil dieser nicht rechtzeitig kommen konnte. Er hatte dessen Essenskarte dabei. Die Security Mitarbeiter nahmen ihm die Karte weg. Als er protestierte, würgten sie ihn, drückten ihn auf den Boden und schlugen auf ihn ein.“
„Eine Frau, ich glaube es war eine Syrerin, hat nach dem Essen die zwei ihr zustehenden Brotscheiben aus der Kantine mitnehmen wollen. Sie nahmen ihr das Brot am Eingang weg und schmissen es in den Müll.“, sagte ein weiterer Afghane.
„Dürft ihr auf den Zimmern überhaupt essen?“
„Ja natürlich, wir dürfen uns ja Essen kaufen.“
„Warum haben sie ihr das Brot dann weggenommen?“
„Das wissen wir nicht, das ist Willkür.“
Der erste Afghane erzählt weiter: „ Wir müssen uns wöchentlich in einem Raum versammeln, wo der Camp-Chef, dann einen Vortrag hält. Wenn da dann zum Beispiel ein Kind weint, werden die Eltern von den Dolmetschern angebrüllt.“
Ein anderer sagt: „In einem dieser Meetings hat er eine Rede abgehalten, untermauert mit einer PowerPoint Präsentation, in der er behauptete, wir kommen nach Deutschland um hier Autos, Frauen und leichtes Geld zu erhalten. Er sagte, dass uns hier 120 Euro und zwei Scheiben Brot zustehe und mehr nicht.“
„Habt ihr denn mal versucht mit dem Heimleiter zu reden?“, frage ich.
„Er redet nicht mit uns. Er schickt uns weg und sagt, dass er keine Zeit für uns hat. Er grüßt ja nicht mal.“, antwortet er.
Zwischendurch mache ich mir Notizen. Auf der anderen Straßenseite sehe ich Security Mitarbeiter, die um das Gebäude laufen und dabei neugierig zu uns rüber schauen. Mittlerweile haben sich bestimmt 20 ehemalige Dornach Bewohner, um uns angesammelt.
Eine alte Nigerianerin kommt zu mir mit einem jungen Mädchen an ihrer Seite und sagt: „Wann kann meine Tochter in die Schule gehen? Ich will, dass sie was lernt. Sie ist noch minderjährig.“
„Wie alt ist sie denn?“
„Sie ist 17.“
„Ich weiß es leider auch nicht. Kümmert sich denn hier niemand um euch?“
„Nein, denen ist das Egal. Die sind hier sehr unfreundlich.“
Eine vierte Nigerianerin kommt dazu. Diese hat nur einen Sohn. Auch sie fängt gleich an sich zu beschweren: „Das Camp ist unsicher. Wir haben Angst um unsere Sachen. Wir können die Türen nicht abschließen, haben auch keine abschließbaren Schränke und die Sicherheitsmitarbeiter sind die ganze Zeit nur unten am Eingang. Was oben passiert ist denen egal. Ich habe meine Sachen immer in meiner Handtasche bei mir. Schau her…“, sie öffnet ihre Handtasche und zeigt mir ihre Papiere und Wertsachen. Die anderen beiden Nigerianerinnen stimmen ihr zu und fangen an, mir den Inhalt ihrer Handtaschen zu zeigen.
Dann fährt die Frau fort: „Ich wohne mit meinem Kind in einem Zimmer. Im Nachbarzimmer wohnen drei pakistanische junge Männer. Nachts habe ich Angst. Verstehst du das? Weißt du, was ich meine? Ich muss mir mit ihnen die gleichen Toiletten teilen. Da kann sonst was passieren. Ist das normal?“
Eine andere pflichtet ihr bei und sagt: „Ich verbarrikadiere mich nachts immer indem ich all meine Taschen und sonstigen Sachen vor die Tür schiebe.“
„Für unsere kleinen Kinder bekommen wir keine Unterstützung. Die Leute, die schon vor uns hier waren, bekommen je Erwachsener 140 € und für jedes Kind 75 €. Für die Kleinkinder gibt es aber in der Kantine nichts zu essen. Und Wasser gibt es für die Kinder auch nicht. Wir müssen das alles von den 75 € im Monat kaufen. Aber Babynahrung ist teuer und dazu kommen Windeln, Hygieneartikel und das Wasser. Und die Ladekarten für die Handys.“
„Habt ihr kein WLAN in der Unterkunft?“
„Nein, das gibt es hier nicht. Dornach war gut. Da gab es WLAN und Internet war da kostenlos.“
Eine andere Frau aus Nigeria sagt: „Und warum dürfen wir hier eigentlich keinen Besuch empfangen. Mein Freund wohnt in München und der darf nicht auf mein Zimmer. Immerhin ist er der Vater meiner Kinder. In Dornach war das kein Problem. Wenn uns jetzt jemand besucht, dann können wir nur auf der Straße hocken. Manchmal bringen uns Bekannte auch Essen, das können wir dann auch nicht zusammen essen.“
„Wie heißt der Heimleiter eigentlich?“, frage ich.
„Wir nennen ihn nur Chef.“
„Warum nennt ihr ihn denn Chef? Ihr arbeitet doch nicht für ihn.“
„Er hat uns das gleich am ersten Tag gesagt. Er sagte: ich bin hier euer Chef. Ich kontrolliere hier alles, euch und das gesamte Camp. Seitdem nennen wir ihn nur noch Chef. Aber er ignoriert uns sowieso nur.“
Syrer
Ich mache mir wieder Notizen als ich eine Mädchenstimme höre die auf Englisch sagt: „Die anderen gehen in die Schule, nur ich darf nicht.“ Die Stimme klang enttäuscht.
Ich hebe den Blick und sehe zwei kleine junge Mädchen. Wahrscheinlich keine 10 Jahre alt. Die eine schaut mich neugierig an. Ich bemerke ihre syrischen Gesichtszüge und frage sie: „Sprichst du arabisch?“
Überrascht, dass ich arabisch spreche sagt sie mit großen Augen: „Ja.“
„Wo kommst du her?“
„Aus Syrien.“
„Warum darfst du nicht in die Schule?“
„Ich weiß es nicht. Sie ist seit ein paar Tagen in der Schule. Ich nicht.“, sagt sie und zeigt auf ihre Freundin.
„Ist sie auch aus Syrien?“
„Nein sie ist Afghanin.“
„Ah, dann spricht sie auch kein Arabisch.“
„Ich spreche ein bisschen Arabisch“, sagt das afghanische Mädchen auf Arabisch.
Erstaunt sage ich: „Oh, super. Wo hast du das gelernt?“
„Ich habe es ihr beigebracht.“, sagt die kleine Syrerin.
„Wie lange seid ihr schon hier in diesem Camp?“
„Ich seit zwei Monaten, sie ist schon sechs Monate hier.“
„Bist du mit deinen Eltern hier?“
„Ja“
„Meinst du ich kann mit deinem Vater reden? Ich würde ihm gerne ein paar Fragen stellen.“
„Er ist gelähmt und kann leider nicht richtig laufen um rauszukommen.“ Und ich darf nicht rein.
Eritreer
Inzwischen hat sich eine Gruppe Eritreer neben mich gesetzt, zwei junge Männer und drei junge Frauen. Dass sie Eritreer sind, erkannte ich an ihren Gesichtszügen und an den Frisuren der jungen Männer. Leider sprechen die meisten Eritreer kein Englisch und Tigrinja beherrsche ich nicht. Also versuche ich mein Glück mit Arabisch: „Spricht jemand von euch Arabisch?“
„Ja, ich spreche ein bisschen Arabisch.“, sagt einer der beiden jungen Männer zurückhaltend. Er scheint nicht wirklich reden zu wollen. Die jungen Frauen reden jedoch alle drei auf ihn ein und er dolmetscht für sie: „Wir werden von einem Camp ins nächste geschickt und nirgends bekommen wir einen richtigen Dolmetscher. Das war in Dornach so und ist hier das Gleiche. Wir brauchen jemanden, der für uns sprechen kann. Unsere Rechte sind allen egal.“
Heimweg
Nach drei Stunden machen wir uns auf den Heimweg. Unterwegs frage ich den Helfer, mit dem ich gekommen bin: “Warum machst du das eigentlich? Es sind ja nicht mal deine Landsleute und du sagst auch selber, dass sie dich manchmal nerven. Warum bist du dann eigentlich so oft bis spät in die Nacht bei ihnen geblieben und hast ihnen geholfen. Und warum tust du dir das jetzt an, hier eine Stunde rauszufahren, um dich mit einer Heimleitung anzulegen? Es könnte dir doch egal sein?“
„Ich bin selber als Flüchtling in dieses Land gekommen. Ich war sieben Jahre alt. Damals hatte man es als Flüchtling hier noch sehr viel schwieriger. Es gab damals einige Wenige, die uns geholfen haben und ich weiß wie es ist. Ich bin diesen Menschen bis heute sehr dankbar. Und das möchte ich zurückgeben. Außerdem glaube ich an das Grundgesetz. Ich glaube, dass Deutschland letztendlich ein tolles Land ist. Und ich glaube, dass das Grundgesetz, die Grundlage dafür stellt. Denn dieses Grundgesetz garantiert jedem Menschen unveräußerliche und nicht verhandelbare Rechte.“
Mein Gott, Karim! Wie erschreckend! So sollte es nun wirklich nicht sein! An welche Stellen kann man sich denn da wenden, um die Situation dort aufzuzeigen und zu verbessern? An Pro Asyl? An die Stadtverwaltung? An die Caritas…..? Da muß sich schnellstmöglich etwas ändern! Schlimm!
@Sabine , da stimme ich Dir zu ! Es muss in diesem Camp so schnell als möglich gehandelt werden ! Das sind doch unmenschliche Zustände ! In jedem Gefägniss in Deutschland geht es den Menschen wahrscheinlich besser als in diesem Camp ! Ich möchte mich einem Protest anschließen !!! Wohin soll man sich am besten wenden ???
Für jede Info bin ich dankbar !
Wir führen eine Notunterkunft und zwei Einrichtungen für Geflüchtete. Was bin ich dankbar für einen Arbeitgeber, der diesen Menschen mit Wertschätzung und Respekt begegnet. Sowas geht gar nicht und erschüttert sehr.
Öffentlichkeit?
Presse, Lokalzeitung, Überregional (Süddeutsche?), …
je mehr Leute von den Zuständen wissen, desto ehr ändert sich was
Ich lese aus dem obigen Bericht vor allem eins: Forderungen!
Die Security soll sich darum kümmern, dass die Bewohner des Nachbarzimmers Ruhe geben, der Freund soll mit aufs Zimmer dürfen, es muss ein Dolmetscher her, Geld für SIM Karten …..
Ich frage mich schon, ob den Flüchtlingen bewusst ist, was das alles kostet und wer das alles finanzieren soll?!
Nein die Securitys sollen sich nicht um Ruhe kümmern, sondern hauptsächlich um die Sicherheit. Dafür sind sie schließlich da und so steht es auch in dem Artikel.
Das man Besuch empfangen kann führt zu mehr Transparenz. Dadurch kann Machtmissbrauch vermieden werden.
Es geht nicht um mehr Geld für Simkarten sondern darum, zu zeigen, dass dieses Geld sehr knapp bemessen ist. Ein allgemeiner Wlanzugang wäre Günstig einzurichten, wenn nicht sogar Kostenlos.
Und das Hauptproblem hier in dieser Unterkunft ist der Umgang. Vielleicht sollten sie den Artikel richtig lesen. Oder sie lassen es ganz sein. Auch eine Option.
ich würde behaupten wollen, die größte Forderung ist „menschliche Behandlung“ – das würde gar nichts kosten, zumindest kein Geld
wenn es in Dornach funktioniert hat, warum geht es dann anderswo nicht auch?
In einem Gespräch mit einer Freundin aus Waldkraiburg habe ich nach den Erfahrungen gefragt, wie es so in Waldkraiburg aussieht. Ihr Sohn arbeitet als Sani und war schon des öfteren in unterschiedlichen Flüchtlingsunterkünften und berichtet, dass die Flüchtlinge sehr wohl über Geld verfügen, neue Handys und Computer besitzen und sich einfach nicht wohlfühlen, weil eben die unterschiedlichsten Völkergruppierungen zusammenleben müssen, die sich untereinander nicht vertragen. Deutschkurse kommen z.T. nicht zustande, weil sich die Flüchtlinge von Lehrerinnen nichts sagen lassen.
Es ist unheimlich schwierig, da erkennen zu können, was wahr ist und was aufgebauscht wird.
Ich kann auch nicht verstehen, warum Flüchtlinge, die dabei sind, sich zu integrieren, in andere Unterkünfte verlegt werden, wo es niemanden gibt, der sich um sie kümmert.
Ich habe auch nicht geschrieben, dass alle Flüchtlinge kein Geld haben, es geht um die Flüchtlinge, die vor kurzem aus Dornach nach Waldkraiburg verlegt wurden. Diese haben das letzte Mal vor anderthalb Monaten Geld erhalten. Dies stellt gerade für Mütter mit Kleinkindern ein großes Problem dar. Weil diese von dem Geld sehr viele wichtige Sachen kaufen müssen, wie Windeln, Babynahrung und Wasser. Leider versucht die Hausleitung es nicht mal hier eine Lösung anzubieten.
Was das Zusammenleben der Völkergruppierungen betrifft, so ist das hier nicht das Problem. Das Problem ist der Mangelnde Respekt und der aggressive und willkürliche Umgang.
Löschen Sie bitte „Rosalie“. Ihre Aussage ist eine Schande.
Können Sie Ihre Beobachtungen an die Kommune und den Landrat weitergeben?
Waldkraiburg ist eine von fünf bayerischen Vertriebenenstädten und entstand erst nach dem Zweiten Weltkrieg.
Im 3. Reich hat Kraiburg allerdings eine große Rolle gespielt. Waldkraiburg entstand erst nach 1945. Eigentlich sind die Einheimischen alle Nachfahren von Flüchtlingen.
Furchtbar.
Manchmal ist es besser eine solche Aussage stehen zu lassen.
Ich denke das Hauptproblem ist, dass die Regierung von Oberbayern die Leute einfach nicht abverlegt. Wenn Asylbewerber über 6 Monate in einer Erstaufnahmeeinrichtung leben müssen, dann wird die Stimmung verständlicherweise schlecht. Da kann dann die Einrichtungsleitung aber auch reichlich wenig machen. Das ist Sache der Zuständigen Ausländerbehörde bzw. der BaMF. Und wie diese zu erreichen sind bzw. wie vor allem die BaMF „arbeitet“ dürften die Leute hier die professionell mit dem Themenbereich zu tun haben wissen. Auch die Geldauszahlung fällt nicht in die Zuständigkeit der Einrichtungsleitung sondern in die der Ausländerbehörde.
Ich habe auch schon andere Berichte über diese Einrichtung gesehen in denen sehr positiv über genau diese Berichtet wurde.
Und das es nicht an jeder Stelle in so einer Einrichtung einen Sozialpädagogen gibt, der auf die Wünsche und Befindlichkeiten der Bewohner eingeht sondern auch einen „Chef“ geben muss ist rein praktisch gesehen auch verständlich.
Ich selbst habe auch schon in Erstaufnahmeeinrichtungen gearbeitet und würde mir in diesem Bereich durchaus Erfahrung zutrauen.
Hallo Stefan, natürlich ist die lange Bearbeitungsdauer eins der größten Probleme und Motivationsdämpfer im deutschen Asylsystem. Die Asylbewerber von denen ich hier berichte, sind jedoch erst seit einer Woche in dieser Unterkunft. Die aggressive Haltung der Securities habe ich selbst erleben dürfen, als sie mich von einer öffentlichen Straße verwiesen haben, wozu sie nicht befugt sind. Sozialarbeiter gibt es schon in der Unterkunft, sie scheinen aber nichts zu sagen zu haben und verweisen immer wieder auf die Hausleitung, die dann mit den Menschen respektlos umgeht. Diese Respektlosigkeit hat sich übrigens auch gezeigt als eben dieser Hausleiter meinen Begleiter angerufen hat und ihm am Telefon gedroht hat „ihn fertig zu machen.“
Ok das ist jetzt eine Behauptungen die man erst mal so stehen lassen muss, da ich nicht bei diesem Telefonat dabei war.
Ich habe in der Zwischenzeit mal ein wenig meine Fühler ausgestreckt und mich bei alten Bekannten über die Einrichtung erkundigt und auch über die Leitung.
Mir wurde berichtet, dass es eine Einrichtung ist die ziemlich gut ausgestattet ist, mit Sporthalle und andere Freizeitbeschäftigungen, Deutschunterricht an mehreren Tagen, Ärzten und relativ viele MA. Über einen überaus unfreundlichen Leiter habe ich nichts erfahren. Ok das waren jetzt auch keine Aussagen von Asylbewerbern, aber von durchaus kritisch denkenden Menschen die im Feld Asyl in Oberbayern arbeiten.
Ich will hier nichts und niemanden als unwahr hinstellen und vor allem für nichts und niemanden Partei ergreifen den oder das ich nicht persönlich kenne, aber vielleicht sollte man sich erst mal beide Seiten anhören und in einen Dialog treten um vielleicht dadurch die Situation für alle besser zu machen. Nur meine Meinung. Und abermals will ich darauf hinweisen, dass es eine Erstaufnahmeeinrichtung ist in der die Möglichkeiten „zu helfen“ durch die Vorgaben der Regierung von Obb. auch sehr eingeschränkt sind.
Es wurde der Dialog von mehreren Helfern gesucht. Daraufhin wurde zunächst die Polizei gerufen, um sie von einer öffentlichen Straße zu vertreiben, was natürlich nicht gefruchtet hat. Dann wurde ein Hausverbot für alle Ex-Dornacher Helfer ausgesprochen und schließlich gab es dieses recht aggressive Telefonat.
Da liegt viel im Argen, keine Frage – da muss dringend etwas getan werden.
Aber was?
Was ich nicht verstehe: es fehlt an Wasser.
In Deutschland kann man aber Leitungswasser trinken, es muss nicht abgekocht werden – das sollte also doch kein Problem sein? Wissen die Leute das nicht?
Das Problem ist vielleicht der Zustand der Leitungen im Haus. Es ist die Aussage von der Hausleitung, dass das Wasser für Kleinkinder nicht zu verwenden ist. Besonders Hygienisch ist es auch nicht, seine Flaschen auf den WCs zu füllen.
Hallo Karim,
habt Ihr mal versucht mit dem Helferkreis dort in Kontakt zu kommen? Da könnte doch evtl. Interesse an Euren Kontakten zu den verlegten Flüchtlingen bestehen. Nur so eine Idee.
http://asyl-waldkraiburg.webnode.com/ habe ich gefunden. Ansprechpartner: http://asyl-waldkraiburg.webnode.com/mitglieder-und-partner/
Und hier ein interessanter Artikel wie die Stadt im letzten Jahr zur Unterbringung stellte.
http://www.sueddeutsche.de/bayern/streit-um-erstaufnahmeeinrichtung-wenn-eine-fluechtlingsstadt-angst-vor-fluechtlingen-hat-1.2507727
Gruß Ulli